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Sonntag, 1. April 2012

Liebe Rechteverwerter,

...mögt ihr allesamt an eurem Dreckscontent ersticken. Räudige Fäule soll eure armseligen Körper befallen und die Arthritis eure vor Gier krummen Finger lähmen. Dazu noch ein wenig Haarausfall und das Bild wird langsam rund.

Warum ich mich so ärgere?

Ganz einfach. Ich bekam von meinen Eltern zum Geburstag einen BlueRay-Player geschenkt, der auch an sich ganz wunderbar funktioniert. Nur leider weigert er sich, meine aus Deutschland mitgebrachten Original-DVDs abzuspielen. Der Grund ist der sogenannte Regionalcode, mit dem DVDs ausgestattet sind. Eben jene Rechteverwerter, denen hoffentlich in diesem Moment die ersten verfaulten Gliedmaßen vom Körper abfallen, haben sich das als Gängelung ihrer ehrlichen, zahlenden Kunden einfallen lassen. Der Regionalcode soll verhindern, dass beispielsweise eine amerikanische DVD, die früher oder günstiger als ihr europäisches Pendant im Laden erhältlich ist, außerhalb Amerikas abspielbar ist. Dazu besitzt jeder verkaufe DVD- bzw. BlueRay-Player ebenfalls einen Regionalcode und wenn die Codes von Player und DVD nicht übereinstimmen, wird der Film nicht abgespielt.

Das ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt: meine deutschen DVDs lassen sich nun nicht mit einem amerikanischen Player abspielen. Ganz toll.

Die Raffzähne der sog. "Content-Mafia" haben mittlerweile bereits zweimal von mir kassiert: zum einen beim Erwerb des BlueRay-Players (der Preis enthält eine Pauschalabgabe an solche Vereine wie die GEMA) und natürlich durch den Kauf der DVDs. Und trotzdem lassen sie es nicht zu, dass ich mir meine DVDs anschaue. Ach so: natürlich habe ich auch durch den Kauf meines alten, deutschen DVD-Players meine Tributzahlungen an die Blutsauger entrichtet. Darüber hinaus auch mit jedem USB-Stick, jedem CD-Rohling, jeder Festplatte, jedem Mobiltelefon (36 Euro GEMA-Anteil!!) und jedem Drucker, den ich jemals gekauft habe. Aber nein, sie kriegen den Hals nicht voll und lassen mich meine ehrlich erworbenen Filme auf meinen ehrlich erworbenen Geräten nicht anschauen.

Habt ihr schonmal bei Youtube ein Video nicht sehen können, weil es "in eurem Land" nicht verfügbar ist? Oder habt ihr von den Abmahnwellen gegen Kindergärten gehört, in denen es um kopierte Liedtexte von Weihnachtsliedern geht? Oder von Gebührenforderungen gegen Kinderchöre, die ehrenamtlich in Altenheimen auftreten? Habt ihr online gekaufe Musikdateien, die sich nur auf eurem Rechner abspielen lassen und beispielsweise nicht im Autoradio? Kennt ihr auch Musik-CDs mit Kopierschutz, die eurer PC nicht abspielen kann? Habt ihr Spiele gekauft, die nur funktionieren, wenn sie aus Gründen des Kopierschutzes die ganze Zeit Internetzugriff haben (und damit in Flugzeug, Bahn und anderswo unbrauchbar sind)? Freut ihr euch auch jedesmal beim Einlegen einer gekaufen DVD über die ca. 10 Minuten FBI-Hinweis, GEMA-Hinweis, Vergewaltigungsraubkopiermörder-Bashing und Vorschau-Clips, die allesamt nicht überspringbar sind? Habt ihr euch jemals gefragt, warum ein Ebook praktisch genauso teuer wie ein Taschenbuch ist, obwohl dafür kein Baum, keine Druckerei, kein LKW-Transport, kein Laden und kein Verkäufer notwendig ist?

Dies alles, meine Freunde, sind die Methoden, mit denen die Content-Mafia ihre ehrlich zahlenden Kunden malträtiert und gängelt und dafür sorgt, dass ihre Produkte praktisch unbrauchbar sind. Und genau die gleichen raffgierigen Schergen, die diese unmöglichen Produkte auf den Markt loslassen, beschweren sich dann, dass die Piraterie immer weiter zunimmt.

Liebe Contentindustrie: wer sich illegale Kopien im Internet besorgt ist einfach nur angewidert von euren Geschäftsmodellen. Ein illegal heruntergeladenes Lied oder Video kann ich jederzeit auf jedem Gerät in jedem Land abspielen. DAS IST ES, was die Verbraucher wollen. Steckt euch daher eure künstlich verstümmelten, von Kontrollwahn getriebenen und vollkommen überpreisten (Online-)Produkte dahin, wo die Sonne nicht scheint.

Um noch schnell mit drei Mythen aufzuräumen:
  • Der Erlös aus CD-Verkäufen und GEMA-Gebühren kommt nur in Bruchteilen beim Künstler an. Das meiste fließt in die Kassen von Time Warner, EMI und Co. Details dazu findet ihr überall im Netz, beispielsweise in diesem Spiegel-Artikel über das GEMA-System.
  • Filesharer geben überdurchschnittlich viel Geld für Musik und Filme/Kino aus, das haben mehrere Studien gezeigt. Durch ihre Abmahnerei geht die Industrie also gegen ihre besten Kunden vor.
  • Die künstlich hochgeschraubten angeblichen Verluste der Musik- und Filmindustrie durch Downloads sind bei etwas genauerer Untersuchung absolut haltlos. Auch dazu gibt es mehrere Studien und mittlerweile sogar Gerichtsurteile. Eine unterhaltsame Abrechnung dazu verbreitete sich vor ein paar Tagen intensiv via Facebook und Twitter.

Die Abzocker der Content-Mafia haben bei mir jedenfalls bis auf weiteres verschis verspielt. Ich werde hier keinen müden Dollar in irgendwelche BlueRays stecken, die ich nachher in Deutschland nicht wieder abspielen kann.

Das habt ihr nun davon. Ihr hättet mein Geld kriegen können. Aber ihr habts versaut. Geht sterben. Und nehmt eure überholten, prädigitalen Vertriebsmodelle gleich mit ins Grab.

P.S.: Eine ähnliche und wirklich gut geschriebene Leidensgeschichte findet ihr hier. Der Text ist etwas länger aber wirklich lesenswert, wenn ich auch in ein, zwei Details dem Autor nicht zustimmen kann.

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