Seiten

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Alles gut verbackt

Nun sind es schon drei Monate. Drei Monate im Land des Wabbelbrots. Das kann ohne weiteres bereits als eine leichte Form der Christenverfolgung durchgehen. Oder als milde Form der Folter. Irgendwas zwischen einer Folge "Musikantenstadl" und einer lustigen Runde Waterboarding.

Okay, eingedenk der Tatsache, dass irgendwo auf der Welt gerade ziemlich viele Menschen ziemlich viel Hunger haben und ihre Zukunftsaussichten ziemlich mies sind, beklage ich hier gerade ein Luxusproblem. Zugegeben. Aber hey, seien wir ehrlich: wenn man einmal akzeptiert hat, für ein paar Jahre in einer der teuersten Städte der Welt zu leben, fühlt es sich einfach falsch an, abends in sein 2000-Dollar-Appartement zu kommen und dort in ein labberiges Toastbrot zu beißen.

Als mir beim Umgraben in meinen Umzugskartons vor ein paar Tagen meine alte, rostige Brotbackform in die Hände gefallen ist, die die Umzugsleute schneller eingepackt haben als ich sie ihnen aus den Händen reißen konnte, beschloss ich, das Selberbacken wieder aufnehmen. Tod dem Toastbrot!

Mein Plan fand übrigens vollste Unterstützung durch die lokalen Lebensmittelläden. Auf stattlichen 6000 m² "Shop Rite"-Supermarkt war es mir nicht möglich
  • Frischhefe
  • Vollkornschrot
  • andere (Vollkorn-)Mehlsorten als Weizen
  • Sonnenblumenkerne und
  • Leinsamen
aufzutreiben. Also alles was dazu beitragen könnte, ein einfaches "Grund-Brot" ein bißchen aufzupeppen. Naja, ein bißchen muss man die "Shop Rite"-Betreiber auch verstehen. Schließlich bleibt bei ca. 30 Regalmetern mit Waschmitteln, 50 Metern Kartoffelchips und 200 Metern mit Tiefkühl-Fertigkost kein Platz für Dinkelmehl oder ein paar Körner. Vielleicht hätte ich auch einfach nur bei der Tiernahrung schauen müssen. Bei Meisenknödeln und Vogelfutter. Egal. Nächstes Mal.

Ich habe mich also erstmal mit einem einfachen Grundbrot aus Weizenvollkornmehl begnügt, das ich mit Trockenhefe angesetzt habe. Das Ergebnis ist durchaus akzeptabel:


Technisch gesprochen ist dieses Brot eine Art Prototyp. Schließlich wurde dieser Laib beispielsweise mit Fahrenheit statt mit Celcius gebacken. Das schmeckt man! In den kommenden Wochen werde ich das Rezept noch ein wenig verfeinern und dann in die Massenproduktion einsteigen. Mein Backofen kann nämlich volumenmäßig ohne weiteres einen ausgewachsenen Truthahn aufnehmen. Da bietet es sich an, gleich zwei Brote auf einmal zu backen und den Produktionsüberschuss entsprechend einzufrieren.

Ein Traum sind übrigens die großen Granit-Arbeitsflächen, die ich in meiner Küche habe. Darauf macht das Kneten richtig Spaß. Deutlich mehr Spaß jedenfalls als auf dem etwas wackligen, alten Küchentisch, den ich vor 13 Jahren vor dem Sperrmüll gerettet und mit nach Braunschweig in meine Studentenwohnheimshöhle und danach in meine "richtige" Wohnung genommen habe.

Eben dieser Küchentisch schlummert jetzt gerade in irgendeinem Lager in Süddeutschland und wartet darauf, in drei Jahren reaktiviert zu werden und in einen zweiten Frühling in meiner dann wieder deutschen Wohnung einzutreten. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Absichten meines Küchentischs nach meinen durchweg positiven Erfahrungen mit amerikanischen Granit-Arbeitsflächen dann noch unterstützen kann. Aber das ist dann nur ein weiteres meiner Luxusprobleme, das ich erst lösen werde, wenn sie akut werden.

1 Kommentar:

  1. Probier mal Whole Foods bezüglich der Zutaten.
    Der krähenflug-nächste ist offenbar
    270 Greenwich Street, New York
    http://wholefoodsmarket.com/stores/tribeca/

    Dennoch Hut ab vor dem Prototypen, Respekt!

    AntwortenLöschen