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Freitag, 6. Januar 2012

P.T.O.

Nun ist es soweit... mein "Urlaub" in Deutschland neigt sich dem Ende zu. Am morgigen Samstag werde ich gegen Mittag in Münster/Osnabrück losfliegen und dann über München nach Newark weiterjetten.

Nach etwa dreiwöchiger "Vollpension" bei meinen Eltern (um das Wort "Mast" zu vermeiden) muss ich nun also mein New Yorker Leben wieder aktivieren. Durch die lange Zeit hier in Bramsche -- mit kurzen Abstechern nach Braunschweig und Enschede -- kommt es mir jetzt gerade, da ich dieses schreibe, reichlich bizarr vor, dass ich Montag wieder in New York zur Arbeit gehen soll. Fühlt sich fast ein wenig wie meine Ausreise im Juli an, nur dass ich diesmal glücklicherweise keinen Umzug stemmen muss! ;-)

Wie ich bei Gesprächen mit Freunden festgestellt habe, bedarf das gesamte Thema "Urlaub" ohnehin noch einer kleinen Erläuterung, so dass ich diese Gelegenheit nutzen und noch ein wenig was zu amerikanischen Urlaubsregelungen schreiben werde.

Anders als in Deutschland kennt man in Amerika keinen reinen Erholungsurlaub. Vielmehr wird mir "bezahlte Abwesenheit" (engl. "Paid Time Off", PTO) gewährt. Der Haken: von diesem Budget an PTO-Tagen muss man sich auch bedienen, wenn man mal ein paar Tage erkrankt ist, denn es gibt keine automatische Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ab dem ersten Tag. Erst bei längerem Ausfall (keine Ahnung, wo die Grenze genau liegt) greift eine Versicherung, die die Lohnfortzahlung übernimmt.

Mein PTO-Budget ist also für Erholung UND Genesung!

Die bittere Nachricht ist, dass mir aufgrund meines Alters und meiner Betriebszugehörigkeit nur ganze

FÜNFZEHN

Tage PTO zustehen. Zum Vergleich: in Deutschland habe ich 30 Tage reinen Urlaub und außerdem Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied...

Um diese Härte ein wenig abzumildern, gewährt mir mein Arbeitgeber fünf Extra-PTO-Tage. Das ist sozusagen der Ausländerbonus. Außerdem wirkt noch mildernd, dass in den USA, anders als in Deutschland, Feiertage "nachgeholt" oder "vorgezogen" werden, falls sie auf ein Wochenende fallen. Es gehen einem dadurch also keine Feiertage flöten. Und ab und zu schenkt der Arbeitgeber allen Mitarbeitern außerdem freie Tage (z. B. ein paar Tage zwischen Weihnachten und Neujahr), so dass ich inkl. Feiertage durchaus auf ca. 30 freie Tage im Jahr komme. Aber vorsicht, die Rechnung ist ein wenig geschönt: ich vergleiche gerade 30 freie Tage inkl. Feiertage (USA) mit 30 Tagen reinem Urlaub zzgl. Feiertagen (DE)!

Eine letzte Besonderheit ist noch: PTO muss man sich in Amiland erarbeiten. Soll heißen: im Laufe des Jahres sammle ich jede Woche anteilig PTO-Tage an, die auf einem PTO-Konto landen. Zu Erholungszwecken kann ich also nur PTO nehmen, den ich mir bis dahin verdient habe! Ich kann also nicht z. B. im Februar zehn frische 2012er PTO-Tage nehmen und zwei Wochen zum Skilaufen fahren. Denn Ende Februar habe ich erst 20 * 2/12 Tage -- also gut drei Tage -- PTO erarbeitet.

Zum Schluss noch eine kleine Rechenübung: für die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr kann man gut und gerne zehn Tage PTO einplanen. Inkl. Feiertage kommt man so auf etwa drei Wochen (Heimat-)Urlaub. Nach Abzug dieser Tage bleiben also noch zehn Tage PTO übrig, die ich über das Jahr verteilen kann. Das sind ganze zwei Wochen.

Blöde neue Welt... :-(

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