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Dienstag, 29. November 2011

Ich will mein Geld -- mal wieder

Mein Arbeitgeber schuldet mir Geld. Das ist einerseits natürlich unschön, aber auf der anderen Seite kann ich mir ziemlich sicher sein, auf einen einigermaßen solventen Schuldner gestoßen zu sein.

Die Umstände, durch die ich ein Gläubiger eines der weltgrößten Industrieunternehmen wurde, sind mal wieder bezeichnend. Es ist normal in einer Firma unserer Größe, dass die linke Hand häufig nicht weiß, was die Rechte tut. Im aktuellen Fall muss ich allerdings davon ausgehen, dass auch die Rechte selbst nur eine ziemlich verschwommene Vorstellung davon hat.

Es geht um Reiseabrechnungen. Ich war ein wenig im Auftrag des Herrn unterwegs, um Kunden zu missionieren. Und da ich noch immer keine Firmenkreditkarte bekommen habe (DAS ist eine eigene Geschichte...), musste ich erstmal privat auslegen. Da sind mal eben so ca. 2000 Dollar zusammengekommen.

Da mein Chef meine Reiseabrechnungen stets innerhalb weniger Stunden genehmigt hatte, sollte einer Erstattung der Auslagen eigentlich nichts im Wege stehen. Ich habe sogar extra ein Formular ausgefüllt, um die Überweisung der Erstattung auf mein Gehaltskonto zu ermöglichen:


Dieses Formular habe ich an die betreffende Abteilung GEFAXT (!!) und vorsichtshalber nochmal per Email verschickt. Daher habe ich auch den obigen Scan. Fragt mich bitte nicht, warum man sowas im 21. Jahrhundert noch als Papierformular ausfüllen faxen muss, erst recht, wenn man -- wie wir -- eine wirklich gute Infrastruktur zum konzernweiten digitalen Signieren von Dokumenten hat. Aber egal.

Leider blieb bisher der erwartete Geldregen aus. Ich musste DREIMAL bei der betreffenden Abteilung nachhaken, bis ich endlich eine Antwort bekam. Zitat:
Hallo Volker, das Geld wurde bei uns zurückgehalten, weil wir keine Kontodaten von Dir haben. Kannst Du mir bitte Deine Kontodaten per verschlüsselter Mail senden? Dann bekommst Du Dein Geld im nächsten Zahlungsdurchlauf.
Nachdem mir Kollegen dankenswerterweise vom Boden aufgeholfen hatten und meine erste Wut verraucht war, drängten sich mir sofort folgende Fragen auf:

  • Wie kann es sein, dass die meine Kontodaten nicht kennen? Das GEHALT KOMMT IMMER VOLLSTÄNDIG UND PÜNKTLICH und ich habe extra so ein besch***** Formular ausgefüllt, um die Reiseabrechnungen auf mein GEHALTSKONTO überweisen zu lassen. Wo liegt das Problem?
  • Da hängen seit zwei Monaten irgendwo 2000 Dollar in der Pipeline, die rauswollen, aber nicht rauskönnen. Wir beschäftigen Heerscharen von Kaufleuten und haben nur die allerbesten, intuitivsten, benutzerfreundlichsten Buchungssysteme (wie beispielsweise SAP). Geht da bei keinem eine rote Lampe an?
  • Wieso muss ich dreimal nachfragen, ehe ich eine Antwort bekomme?
  • Wieso sind die Schnarchnasen nach Erkennen des Problems nicht in der Lage, meine ihnen bekannten Kontodaten einzupflegen? Warum muss ich die denen nochmal zuschicken?
  • Wozu habe ich überhaupt das Formular ausgefüllt? Hatte nicht der Empfänger des Formulars merken müssen, dass meine Kontodaten fehlen?
Mein elementarer Fehler ist vermutlich, dass ich mich dem Problem unter Anwendung des gesunden Menschenverstands nähere. Ein vollkommen falscher Ansatz, ich weiß, aber ich kanns nicht lassen. Dabei zeigt mir doch meine bisherige Erfahrung, dass sich alle Abteilungen, die irgendwas mit Abrechnungen, Erstattungen oder dem Versand von Material zu tun haben, häufig durch einen eklatanten Mangel an Problemlösungswillen auszeichnen und die Fähigkeit zu strukturierten Denken ungefähr so ausgeprägt ist wie bei einem toten Seestern.

Auf die Zusendung meiner Kontodaten habe ich bislang übrigens keine Antwort bekommen. Ich werte das mal positiv, denn "keine Antwort" heisst schließlich auch "keine Probleme". Oder eher "keiner zuhause"?

Morgen müsste die zweite Hälfte meines Novembergehalts kommen. Ich bin mal gespannt, ob die Reiseknete dabei ist. Falls nicht, werde ich Anfangen, Zinsen zu verlangen...

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