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Sonntag, 11. September 2011

Noch einmal 9/11

Aus gegebenen Anlass nochmal ein paar kurze Worte zum 10jährigen. "Herzlichen Glückwunsch" wäre wohl kaum passend, aber "Alles Gute für die Zukunft" darf man am heutigen Tage sicherlich wünschen.

Ich selber habe heute von dem ganzen Feier-Tamtam nichts mitbekommen, da der große Zirkus auf Manhattan und Ground Zero konzentriert war. War aber wohl eine große Show mit allem, was in der Politik Rang und Namen hat(te). Und über die jahrelange politische Instrumentalisierung dieses Ereignisses, dessen Folgen hinsichtlich verstärkter Polizei- und Überwachungsaktivitäten in den USA und Europa und die Konsequenzen wie die Kriege im Iran und in Afghanistan kann man stundenlang trefflich debattieren. Habe ich auch schon leidenschaftlich getan, vor allem in Deutschland. Aber neue Argumente kommen dabei eh nicht mehr zu Tage, die Standpunkte sind ausgetauscht und die Diskussionen drehen sich meistens im Kreis.

Mit dem wohligen Gefühl von 6000 km Atlantik zwischen sich selbst und den Betroffenen debattiert es sich übrigens ganz hervorragend. Hier vor Ort sieht das schon ein wenig anders aus. Das Büro, in dem ich heute arbeite, war früher im WTC und ist mit ihm zusammengestürzt. Lokale Kollegen sind bei dem Anschlag umgekommen. Eine deutsche Kollegin, die damals in die USA entsendet war, konnte sich vor dem Einsturz retten. Der Bruder meines Maklers ist beim Einsturz getötet worden. Ebenso knapp 100 Kollegen der Polizisten, an denen ich, wie berichtet, jeden Morgen in der U-Bahn vorbeilaufe. An mehreren Stellen habe ich kleinere, unscheinbare Erinnerungsinschriften, Fahnen etc. gesehen.

Was ich damit sagen will: der gesamte Vorfall ist hier noch sehr präsent. Und es ist hier nicht schwer, Personen zu finden, die persönlich betroffen sind. Damit bekommt für mich die an sich politische Diskussion nun auch eine persönliche bzw. menschliche Facette. Und auch wenn das meine grundsätzliche Meinung über die nationalen und internationalen politischen Konsequenzen aus 9/11 nicht ändert, so habe ich nun doch mehr Verständnis für die Reaktionen und Standpunkte vieler Amerikaner.

Sie hörten: Das Wort zum Sonntag.

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