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Freitag, 16. September 2011

Ich will mein Geld!

Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Willkür einiger Menschen die eigene Stimmung binnen kurzem von "hervorragend" in "stinksauer" kippen kann. Dieses Kunststück hat heute meine Bank vollbracht, mit der ich vor ungefähr sechs Wochen bereits eine kleine Kollision hatte.

Der Auslöser war übrigens höchst ungewöhnlicher Natur. Als vermessener Kunde, wie ich einer bin, hatte ich ein ganz unverfrorenes Anliegen, dem sich die Bankmitarbeiter ablehnend bis sträubend gegenüber stellten. Ich wollte an mein Geld.

Ich war nun endlich soweit, die IKEA-Einrichtung für meine neue Wohnung zu bestellen und wollte die Rechnung online mit meiner Debit-Karte (Debit = Visa auf Guthabenbasis) begleichen. Das war Donnerstagnacht, so gegen Mitternacht. Ergebnis: die Zahlung ging nicht durch und IKEA versprach daraufhin, sich binnen 24 h telefonisch bei mir zu melden.

Was sie heute morgen auch taten. Daraufhin haben wir die Bezahlung erneut versucht und sie ist wieder gescheitert. Der Grund: meine Debit-Karte verfügt über ein tägliches Limit von 3000 USD, meine IKEA-Order liegt aber drüber. Die IKEA-Hotline-Tante gab mir den Tipp, zur Bank zu gehen und um eine temporäre Erhöhung dieses Limits zu bitten.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass das zur Karte gehörige Konto selbstverständlich eine ausreichende Deckung zur Begleichung der IKEA-Rechnung aufweist. Wir reden hier also nicht über einen KREDIT, der mir eingeräumt werden soll, sondern über eine VERFÜGUNG über mein Geld.

Ich stolper also zur Bank und frage nach. Auskunft durch Mitarbeiter eins: "Das geht nicht, das Limit ist fix.". Aha. Da ich bereits früher gute Erfahrungen damit gemacht habe, solche Aussagen durch Befragung eines zweiten Mitarbeiters zu überprüfen, habe ich umgehend Mitarbeiter Nr. Zwei gefragt. Das Ergebnis war zu meiner vollsten Zufriedenheit: "Klar geht das!". Na also.

Leider beharrte dieser Bänkerscherge auf der Vorlage meines Reisepasses. Die Tatsache, dass ich Debit-Karte, PIN und Perso dabeihatte, konnte ihn nicht beeindrucken. Nun schleppe ich meinen Reisepass natürlich nicht 24/7 mit mir herum. Ich musste also extra nach Hause und wieder zurück fahren, um den dämlichen Pass zu holen. Das hat mich nur gut eine Stunde gekostet. Kleinigkeit. Macht man ja gerne. In den sauren Apfel musste ich leider beißen, weil ich unbedingt noch heute die Bestellung abschließen wollte, um nicht länger als unbedingt nötig auf mein neues IKEA-Bett warten und auf dem Boden schlafen zu müssen.

Ich wurde also diesmal mit Reisepass, Bankkarte und PIN vorstellig und Bänker Nr. 3 versuchte sein Glück am Computer. Ohne Erfolg. Bänker Nr. 4 trat hinzu und wies darauf hin, dass der entsprechende Antrag von mir telefonisch bei der Hotline vorgebracht werden müsse. Dies verursachte den ersten kleineren Wutausbruch bei mir, weil mein Reisepass, für den ich extra eine gute Stunde quer durch New York getrampt war, offensichtlich doch nicht erforderlich war.

Ab diesem Zeitpunkt waren wir zu viert: zwei Bänker, die Hotline-Mitarbeiterin und meiner einer. Die Telefonzofe konnte mein Limit aber ebenfalls nicht erhöhen, weil -- nun haltet euch fest -- ich mein Konto noch nicht länger als 60 Tage habe. Trotz mehrfacher Versuche war es nicht möglich, diese Sperre bzw. diese Regelung zu umgehen. Diese Regelung ist übrigens "zu meiner Sicherheit", damit ein Missbrauch der Karte vermieden wird.

An dieser Stelle kürze ich den Bericht mal ein wenig ab, um nicht die vielen unflätigen, wüsten Beschimpfungen zu wiederholen, die ich in diesem Moment den Bänkern an den Kopf geworfen habe.

Fassen wir daher nochmal ganz nüchtern zusammen:
  • Meine Karte funktioniert auf Guthabenbasis.
  • Ein Überziehen, auch nur vorübergehend, ist technisch nicht möglich.
  • Es besteht für die Bank daher keinerlei Risiko eines Geldverlustes.
  • Mein Konto weist ausreichend Deckung zur Begleichung der Rechnung auf.
  • Ich habe mich der Bank gegenüber per Reisepass, Bankkarte und PIN legitimiert.
  • Die Bank verweigert mir trotz allem den Zugriff auf MEIN Geld.
Es kamen dann noch so tolle Vorschläge wie die Aufsplittung der Order in zwei Teillieferungen, die jeweils unter 3000 USD liegen. Ich habe denen ziemlich klar gesagt, dass das nicht akzeptabel ist, weil ich dann zweimal 100 USD Liefergebühr an IKEA bezahlen muss.

Um die Sache abzuschließen: die einzige Lösung ist, dass ich am Samstag mit mehreren tausend Dollar BARGELD persönlich bei IKEA vorstellig werde, um den Krempel vor Ort im Laden zu bestellen. Glücklicherweise konnte ich einen Kollegen finden, der mich im Auto mitnimmt. Ansonsten wären das für mich nochmal in Summe drei Stunden ÖPNV gewesen, die ich in den Hin- und Rückweg für meinen IKEA-Besuch hätte investieren müssen. Nur weil mich meine Bank nicht an mein Geld lässt.

Das Formular zur Kündigung des Kontos habe ich übrigens zusammen mit dem Bargeld gleich mitgenommen.

1 Kommentar:

  1. Wenn du erstmal die Nummer der Debit-Karte bei allen moeglichen Laeden hinterlegt hast bist du froh, dass da ein Limit drauf ist :)
    Warum schreibst du keinen Scheck?

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