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Dienstag, 23. August 2011

Shake well before using...

... steht hier auf vielen Packungen: vor Gebrauch gut Schütteln.

Ein bißchen kann ich jetzt nachfühlen, wie sich der gemeine O-Saft dabei fühlt, nämlich ganz schön mulmig. Ich hatte nämlich heute das zweifelhafte Vergnügen, mein erstes Erdbeben zu erleben.

In Virginia gab es heute am frühen Nachmittag ein Erdbeben der Stärke 6,0, dessen Ausläufer bis nach New York zu spüren waren. Zuerst dachte ich: "Warum wackelt mein doofer Kollege gegenüber so doll am Tisch??". Dann fiel mir ein, dass mein doofer Kollege gegenüber (der übrigens sehr nett ist, nebenbei  bemerkt) heute einen freien Tag hat und daher nicht so ohne weiteres des Tischewackelns zu überführen ist.

Tja, und bei genauerer Kontrolle merkte ich dann, dass das ganze Gebäude unter mir hin- und herwackelt. Gefühlt würde ich behaupten, dass die Amplitude der Schwingung bei ungefähr einem Zentimeter lag. Ein mulmiger Gedanke, dass ein gut zwanzigstöckiges Gebäude einfach mal so einen Schritt zur Seite macht. Und nach vorn. Und zurück. Und alle anderen Wolkenkratzer um uns herum ebenso.

Der Spuk dauerte etwa 10 bis 15 Sekunden, dann wars vorbei. Ich meinte zwar später noch ein paar Mal, leichtere Erschütterungen zu spüren (Nachbeben?), aber das können auch die normalen Vibrationen gewesen sein, die manchmal durch den Straßenverkehr (fette LKW, etc.) ausgelöst werden.

Putzig waren die Reaktionen der Kollegen: alle gucken hoch, springen auf, schauen verwirrt. Die ersten fragen: "Ist das ein Erdbeben??" und noch während sie die Frage stellen ist auch schon klar, dass es wirklich eines ist. Das kam sogar für ansonst mit allen Wassern gewaschene New Yorker überraschend und sorgte dann noch minutenlang für einiges Gerede im Büro.

Im Nachhinein putzig auch die eigene Reaktion bzw. die eigenen Gedanken. Das Gebäude verlassen? Bilden sich Risse an der Wand, stürzt das Ding ein? Wäre jetzt ein geeigneter Moment für Panik? Einen kurzen Moment sogar, ich gebe es zu: Terroranschlag? Glücklicherweise konnte ich alle diese Fragen noch während bzw. kurz nach dem Beben für mich mit Nein beantworten. Erstaunlich, was einem in so kurzer Zeit alles durch den Kopf geht.

Auf dem Heimweg wäre ich übrigens fast von einem Hybrid-Bus mit Elektroantrieb überfahren worden, weil ich das Biest nicht kommen hörte. Aber ansonsten ist heute nichts weiter passiert und mir geht es soweit gut.

2 Kommentare:

  1. Die souveraene Reaktion ist: www.usgs.gov aufrufen und gucken wo und wie stark das Beben in der Karte aufpoppt.

    Ich hab hier zu Beginn immer gesagt bekommen was ich im Falle eines Erdbebens machen sollte - und warte immer noch auf merkbares.

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  2. Naja, um mal ehrlich zu sein: was willst Du groß machen, wenn Dich ein Erdbeben in einem Hochhaus erwischt? Entweder das Ding bleibt stehen. Dann ist alles gut. Oder es zerlegt sich. Das ist schlecht, weil Du sowieso nicht rechtzeitig rauskommst.

    In einem mittelschweren Fall könnte man sich evtl. unter einem Schreibtisch vor herabfallenden Lampen, Regalinhalten o. ä. schützen. Bei der Stabilität unserer Schreibtische könnte ich allerdings auch einfach einen Regenschirm aufspannen.

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