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Freitag, 26. August 2011

Warten auf Irene

Am Wochenende habe ich Damenbesuch. Irene kommt. Sie wird gegen Samstag mittag eintreffen und wenigstens bis Sonntag bleiben. Vielleicht habe ich am Montag oder Dienstag auch noch was von ihr. Auf jeden Fall werden wir beide aber von Samstag auf Sonntag eine heiße Nacht erleben.

Gemeint ist der Wirbelsturm, der sich gerade die amerikanische Ostküste hocharbeitet. Vom Timing her wird er genau pünktlich in New York eintreffen, um mir das Wochenende zu versauen.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob hier mit dem typisch amerikanischen Hang zum Dramatisieren, der Lust an Katastrophennachrichten und der wohlig-kribbeligen Vorfreude auf ein Naturereignis nicht alles ein wenig übertrieben wird. Dafür spricht, dass bei der letzten ähnlich dramatischen Wetterwarnung (heftiger Schneefall zu Jahresanfang) am Ende ungefähr 2 cm Schnee runterkamen. Dagegen spricht, dass hier gerade außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden, die man nicht aus einem es-könnte-etwas-feucht-und-windig-werden-Gefühl heraus ergreifen würde. New York wird nämlich teilweise evakuiert. Und New York evakuiert man nicht aus einer Sektlaune heraus.

Schaut euch mal dieses Bild an (Quelle: businessinsider.com, die wiederum via Google und New York Times) bzw. besucht die Originalseite der New York Times:


Dargestellt sind die Evakuierungszonen für New York bzw. Manhattan. Bewohner der roten Zone müssen bis Samstag 12 Uhr ihre Häuser verlassen haben. Außerdem wird ab 12 Uhr der Nahverkehr eingestellt. Klingt sinnvoll, es heißt schließlich U-Bahn und nicht U-Boot.

Ich wohne bekanntlich gegenüber von Manhattan auf der westlichen Seite des Hudson, für die ich leider keine solche Karte finden konnte. In New Jersey wird auch nur freiwillig und nicht verpflichtend evakuiert. Für mich wird das alles aber durchaus spannend, weil ich mehr oder weniger direkt am Wasser wohne. Bett und Wasser liegen bei mir 60 m voneinander entfernt. Und zum Vergleich: die Evakuierungszonen in Manhattan gehen deutlich mehr als 60 Meter ins Landesinnere. Soviel zur Horizontalen. In der Vertikalen liegen zum Glück einige Meter zwischen dem Hudson und mir, weil ich in der vierten Etage logiere. Falls ihr oben auf der Karte nachschauen wollt: ich wohne ungefähr da, wo die Beschriftung "The Waterfront" steht. Etwas nördlich davon, wo die diagonal gezackten Piers ins Wasser ragen.

Wie bereiten man sich nun am besten vor? Durch einen Hamstereinkauf. Ich habe bei weitem noch nie so volle Supermärkte gesehen. Ich hätte auch nie gedacht, dass man ein normalerweise gut gefülltes 30-Meter-Brotregal leerkaufen kann. Es war der reinste Wahnsinn. Ich habe alleine 35 Minuten in der Kassenschlange gestanden. Nun bin ich aber mit allem ausgerüstet:
  • Futter für etwa 4 Tage
  • Jede Menge Wasser
  • Kerzen für Licht bei Stromausfall
Mehr fiel mir beim besten Willen nicht ein. Ist eigentlich gar nicht sooo viel. War mir fast ein wenig peinlich, dass ich nicht solche Massen wie viele andere eingekauft habe. Bei einer diskreten Inspektion der Einkaufswagen meiner Konkurrenz habe ich allerdings festgestellt, dass vor allem Chips und Bier einen signifikanten Anteil am Einkaufsvolumen hatten. Viele scheinen das hier wohl eher als Party zu begreifen.

Ich bedaure übrigens, dass ich noch nicht in meiner neuen Wohnung bin. Da hätte meine Fensterseite Richtung Südosten zur Hudson-Mündung hin gelegen. Ich hätte also die volle Breitseite abbekommen, was sicher ein Schauspiel gewesen wäre. Hier in meiner jetzigen Wohnung liegt meine Fensterfront zur Straße, ich habe also das Haus zwischen dem Hudson und mir. Dadurch habe ich zwar einen gewissen Schutz vor den Elementen, aber wohl auch weniger Spektakel. Naja, wir werden sehen. Ich werde berichten!

2 Kommentare:

  1. So lustig sieht das gerad gar nicht aus..

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  2. Da muss ich Dir leider recht geben.
    Den letzten Nachrichten zufolge hat sich der Sturm zwar ein wenig abgeschwächt und wird jetzt als Hurricane der Kategorie 1 auf NYC treffen. Vorher war noch von Kategorie 2 die Rede. Aber Hurricane bleibt Hurricane...

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