Seiten

Dienstag, 5. Juli 2011

Auf in die Diaspora

Bei meinen New-York-Besuchen habe ich andere Personen immer wieder mit der Frage "Gibt es hier eigentlich auch XYZ?" genervt. In der Antwort schwang dann häufig der leise Vorwurf mit, dass die Frage falsch gestellt sei. Man brauche nicht zu fragen, ob es etwas gebe, sondern einfach nur wo es das gibt.

Ergänzen möchte ich: "was es kostet" ist ebenfalls nicht uninteressant. Wird von den New-York-Insassen allerdings gerne ausgeblendet. Oder New Yorker Wucherpreise werden mit dem Hinweis auf günstige Klamotten und Unterhaltungselektronik egalisiert.

In die Kategorie Wucher fällt auch das Thema Badminton. Zunächst mal zur Ausgangslage: hier in Braunschweig trainiere ich zwei- bis dreimal pro Woche und nehme an Wochenenden ab und zu auch an Turnieren teil. Ich vernichte also einen signifikanten Teil meiner raren Freizeit mit dem Einprügeln auf Kork und Gänsefedern. Jeder hat eben so seine Schwächen und wer sagt denn, dass man sich stets rational verhalten muss...

New York scheint badmitontechnisch leider eher eine Diaspora zu sein. Ein gemütliches Stündchen mit Tante Google und einer Tasse Tee brachte selbst im weiteren New Yorker Umfeld nur drei, vier Vereine zu Tage. Und diese "Vereine" scheinen lediglich aus mietbaren Feldern zu bestehen, auf denen sich die am Federballsport Interessierten zu vorhersagbaren Uhrzeiten treffen. Ein "Vereinsleben" wie in Deutschland, feste Mannschaften oder Spielgruppen scheint es nicht zu geben. Zumindest nicht außerhalb der Hochschulen.

Außerdem locken diese Vereine mit unglaublich attraktiven Konditionen:
  • Um die 300 $ Gebühr pro Quartal
  • Exakt ein Trainingstermin pro Woche
  • Für gewöhnlich deutlich mehr Spieler als auf die Felder passen
Man bekommt also für rund 25 $ pro Termin die Chance, mit einem unbekannten Menschen unbekannter Spielstärke 'ne Runde zu federballern, sofern ein Feld frei ist. Ein faires Angebot!

Bei solch attraktiven Spielbedingungen werde ich wohl schweren Herzens meine Schläger einmotten und auf gelegentliche Urlaubs- und Dienstreisen nach Deutschland hoffen müssen, um ab und zu mal ein wenig Badminton zu spielen. Vielleicht schaffe ich es ja auch, am ISBT Enschede teilzunehmen, weil ich zwischen Weihnachten und Neujahr gewiss für ein paar Tage wieder in Deutschland sein werde.

    Keine Kommentare:

    Kommentar veröffentlichen