Ich persönlich hielt (und halte) deren Einführung für einen geschickten Schachzug der Sicherheitsindustrie. Deren Lobbyisten entzündeten in den Strohköpfen unserer kompetenzstrotzenden Politiker mit dem üblichen Totschlagargument "Für mehr Sicherheit" ein hübsches Feuerchen, in dessen Folge deutschland- und weltweit erkleckliche Investitionen durch den flächendeckenden Einsatz dieser Scanner getätigt werden sollten.
Nun gibt es nach allem, was ich weiß, weltweit nur zwei, drei Hersteller dieser Geräte. Dem stehen aber deutlich mehr als zwei, drei Länder mit jeweils deutlich mehr als zwei, drei Flughäfen mit jeweils deutlich mehr als zwei, drei Sicherheitsabfertigungen gegenüber. Die Rechnung dürfte somit klar sein.
Nacktscanneraufnahme einer Frau. Quelle: Wikimedia Commons, US Transportation Security Administration, Public Domain |
- die US-Regierung auf ca. 2000 gespeicherten Nacktscanner-Aufnahmen sitzt, obwohl die Geräte doch angeblich keine Bilder abspeichern können. Oh, ich korrigiere: es sind wohl doch zehntausende Aufnahmen, alleine von einem Gericht in Florida;
- die Scanner Aufnahmen nicht nur speichern, sondern sogar übertragen können;
- Sicherheitsbeamte als Spanner auftreten und unbedarfte Passagierinnen nach Durchlaufen des Scanners belästigen;
- sich Sicherheitsbeamte in Miami gegenseitig verprügeln, weil sie im Scan die ääääh sparsame Ausstattung des Kollegen im Genitalbereich gesehen und entsprechend kommentiert haben;
- Forscher im Juli 2010 vor Hautkrebs durch Nacktscanner warnten;
- die TSA im Juli 2011 eine Häufung von Krebsfällen im Umkreis der Nacktscanner feststellt;
- die Scanner vorbeigetragene Waffen gar nicht zuverlässig erkennen;
- beim Probebetrieb in Hamburg dauernd falscher Alarm gegeben wird und bis 100% der Passagiere nachkontrolliert werden müssen;
- die Forschung an solch tollen Geräten mit 123 Millionen Euro vom Bund gestützt wird;
Und weil die Geräte so toll sind und so zuverlässig funktionieren, erstaunt es auch nicht, dass:
- man eine Pistole einfach mit einem rohen Schnitzel abdecken muss, um den Scanner zu passieren (Quarks & Co Video, ab Minute 27);
- man ohne weiteres Thermit, Zünder und Feuerzeug durch den Scanner bekommt (tolles Video aus der Show "Markus Lanz" mit dem Physiker Werner Gruber inkl. Brüskierung eines US-Flughafenmitarbeiters, der das Zeug nicht findet. Und einer Demonstration, was Thermit so anrichten kann);
- selbst die US-Homeland-Security-Ministerin sich weigert, durch einen Nacktscanner zu gehen. Ist das etwa gefährlich? Oder hat sie gar was zu verstecken?
Nun begab es sich, dass ich - mit den oben aufgeführten Details im Hinterkopf - bei meinem letzten New-York-Besuch vor dem Abflug in JFK aufgefordert wurde, solch ein sympathisches Maschinchen zu verwenden. Naja, direkt aufgefordert wurde ich nicht. Aber die Dinger standen da und das Passagiervieh stellte sich brav an und wartete.
Dabei bemerkte ich einen gravierenden Nachteil, der bislang noch gar nicht angesprochen wurde: die Biester halten den Verkehr auf. Denn der Ablauf ist ungefähr wie folgt:
- Man betritt den Scanner und muss sich an eine genau definierte Stelle stellen. Die Arme müssen hochgeklappt werden, als wolle man gleich den Ententanz machen. Die korrekte Positionierung von Körper und Armen muss vom Flughafenpersonal bei jedem Passagier erläutert bzw. korrigiert werden. 5 Sekunden.
- Der eigentliche Scanvorgang dauerte in etwa 5 bis 10 Sekunden. Kann mich nicht mehr genau erinnern. Nehmen wir mal 7 Sekunden an.
- Danach muss der Scan noch ausgewertet werden und der Passagier den Scanner verlassen und das Ergebnis abwarten. Nochmal 5 Sekunden.
Pro Passagier ist man also gut 15 Sekunden beschäftigt. Das Durchschreiten eines normalen Metalldetektors dauert etwa 3 Sekunden. Die Scanner sind also ca. um einen Faktor 5 langsamer und entsprechend lang war die Schlange.
Nachdem ich mich der Höllenmaschine auf ein paar Metern genähert hatte, fiel mir plötzlich ein Schild mit dem Hinweis auf, dass die Benutzung des Scanners freiwillig ist. Ja neee, is klar. In einem Anflug zivilen Ungehorsams beschloss ich dann aber doch, einen Versuch zu wagen und mich dem Scanner zugunsten des altehrwürdigen Metalldetektors zu verweigern. Warum ich das als "Zivilen Ungehorsam" bezeichne? Weil ich in den gut 15 Minuten, in denen ich in Sichtweite des Scanners stand, der einzige war, der sich so entschieden hat. Daraus darf nun jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.
Mit allerlei Gruselmeldungen im Hinterkopf und in sicherer Erwartung meiner nun unweigerlich fälligen ersten "Cavity Search" fragte ich mit leicht brüchiger Stimme bei den TSA-Schergen an, ob die Benutzung wirklich freiwillig sei und ob ich nicht auch den normalen Metalldetektor benutzen dürfe.
Ich muss zugeben, dass mich die Reaktion komplett überrascht hat. In ausgesucht höflichen Tonfall ("Yes, sir.", "Of course, sir", "Please follow me, sir") wurde ich aus der Scanner-Schlange herausgezogen, durch einen in der Nähe stehenden Metalldetektor geführt und mit den besten Wünschen für einen guten Flug wieder verabschiedet.
Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mir morgens noch schnell meinen Taliban-Bart abrasiert habe und entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten mal ausnahmsweise ohne Turban unterwegs war. Ich bin mir sicher, dass die Reaktion des TSA-Personals sonst anders ausgesehen hätte!
Quellen der meisten Links: Fefes Blog
ich bin inzwischen mehr als 30 mal ins Ausland (außerhalb der EU) geflogen.
AntwortenLöschenJedes mal wurden nur traditionelle Methoden verwendet.
Dazu:
1. Metallscanner sind fehleranfällig und ticken fast immer aus
2. danach folgt fast immer eine grobe Abtastung und die findet zumindest mehr als ein dusseliger Nacktscanner, der fast alles übersieht und dem blind vertraut wird.
3. haben wir auf dem rückflug aus den USA ausversehen eine titan Letherman dabei gehabt, das wurde nicht entdeckt und wir haben auch nix gesagt :P
greetings
doom