Seiten

Sonntag, 3. Juli 2011

Höhlenforschung - Cavity search

Ihr könnt euch ja sicher noch an das Geschrei rund um das Thema Backscatter-Scanner vor rund zwei Jahren erinnern, oder? Wenn es bei dem Wort "Backscatter" bei euch nicht klingelt, versuche ich es mal mit den Synonymen "Nacktscanner" und "Körperscanner". Erinnert ihr euch jetzt? Ja? Seht ihr, geht doch.

Ich persönlich hielt (und halte) deren Einführung für einen geschickten Schachzug der Sicherheitsindustrie. Deren Lobbyisten entzündeten in den Strohköpfen unserer kompetenzstrotzenden Politiker mit dem üblichen Totschlagargument "Für mehr Sicherheit" ein hübsches Feuerchen, in dessen Folge deutschland- und weltweit erkleckliche Investitionen durch den flächendeckenden Einsatz dieser Scanner getätigt werden sollten.


Nun gibt es nach allem, was ich weiß, weltweit nur zwei, drei Hersteller dieser Geräte. Dem stehen aber deutlich mehr als zwei, drei Länder mit jeweils deutlich mehr als zwei, drei Flughäfen mit jeweils deutlich mehr als zwei, drei Sicherheitsabfertigungen gegenüber. Die Rechnung dürfte somit klar sein.

Nacktscanneraufnahme einer Frau.
Quelle: Wikimedia Commons,
US Transportation Security
Administration, Public Domain
Wie ihr seht bin ich also ein rückhaltloser Freund und Verfechter dieser Technologie. Da ist es gar nicht schlimm, dass

Und weil die Geräte so toll sind und so zuverlässig funktionieren, erstaunt es auch nicht, dass:

Nun begab es sich, dass ich - mit den oben aufgeführten Details im Hinterkopf - bei meinem letzten New-York-Besuch vor dem Abflug in JFK aufgefordert wurde, solch ein sympathisches Maschinchen zu verwenden. Naja, direkt aufgefordert wurde ich nicht. Aber die Dinger standen da und das Passagiervieh stellte sich brav an und wartete.

Dabei bemerkte ich einen gravierenden Nachteil, der bislang noch gar nicht angesprochen wurde: die Biester halten den Verkehr auf. Denn der Ablauf ist ungefähr wie folgt:
  • Man betritt den Scanner und muss sich an eine genau definierte Stelle stellen. Die Arme müssen hochgeklappt werden, als wolle man gleich den Ententanz machen. Die korrekte Positionierung von Körper und Armen muss vom Flughafenpersonal bei jedem Passagier erläutert bzw. korrigiert werden. 5 Sekunden.
  • Der eigentliche Scanvorgang dauerte in etwa 5 bis 10 Sekunden. Kann mich nicht mehr genau erinnern. Nehmen wir mal 7 Sekunden an.
  • Danach muss der Scan noch ausgewertet werden und der Passagier den Scanner verlassen und das Ergebnis abwarten. Nochmal 5 Sekunden.
Pro Passagier ist man also gut 15 Sekunden beschäftigt. Das Durchschreiten eines normalen Metalldetektors dauert etwa 3 Sekunden. Die Scanner sind also ca. um einen Faktor 5 langsamer und entsprechend lang war die Schlange.

Nachdem ich mich der Höllenmaschine auf ein paar Metern genähert hatte, fiel mir plötzlich ein Schild mit dem Hinweis auf, dass die Benutzung des Scanners freiwillig ist. Ja neee, is klar. In einem Anflug zivilen Ungehorsams beschloss ich dann aber doch, einen Versuch zu wagen und mich dem Scanner zugunsten des altehrwürdigen Metalldetektors zu verweigern. Warum ich das als "Zivilen Ungehorsam" bezeichne? Weil ich in den gut 15 Minuten, in denen ich in Sichtweite des Scanners stand, der einzige war, der sich so entschieden hat. Daraus darf nun jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Mit allerlei Gruselmeldungen im Hinterkopf und in sicherer Erwartung meiner nun unweigerlich fälligen ersten "Cavity Search" fragte ich mit leicht brüchiger Stimme bei den TSA-Schergen an, ob die Benutzung wirklich freiwillig sei und ob ich nicht auch den normalen Metalldetektor benutzen dürfe.

Ich muss zugeben, dass mich die Reaktion komplett überrascht hat. In ausgesucht höflichen Tonfall ("Yes, sir.", "Of course, sir", "Please follow me, sir") wurde ich aus der Scanner-Schlange herausgezogen, durch einen in der Nähe stehenden Metalldetektor geführt und mit den besten Wünschen für einen guten Flug wieder verabschiedet.

Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mir morgens noch schnell meinen Taliban-Bart abrasiert habe und entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten mal ausnahmsweise ohne Turban unterwegs war. Ich bin mir sicher, dass die Reaktion des TSA-Personals sonst anders ausgesehen hätte!

Quellen der meisten Links: Fefes Blog

1 Kommentar:

  1. ich bin inzwischen mehr als 30 mal ins Ausland (außerhalb der EU) geflogen.
    Jedes mal wurden nur traditionelle Methoden verwendet.

    Dazu:
    1. Metallscanner sind fehleranfällig und ticken fast immer aus
    2. danach folgt fast immer eine grobe Abtastung und die findet zumindest mehr als ein dusseliger Nacktscanner, der fast alles übersieht und dem blind vertraut wird.
    3. haben wir auf dem rückflug aus den USA ausversehen eine titan Letherman dabei gehabt, das wurde nicht entdeckt und wir haben auch nix gesagt :P

    greetings
    doom

    AntwortenLöschen